Der Mythos des Waldes Blumenthal
Im Walde Blumenthal, einem der größten geschlossenen Forsten Ost-Brandenburgs, kann man sich auf Weg und Steg dermaßen einsam fühlen, dass das alarmartig aufgellende Rätschen des unsichtbar bleibenden Eichelhähers im Zweigwerk der Bäume für den Moment Gänsehaut bewirkt. Kein Wunder, denn eine Mischung aus Geheimnis und Überraschungs-Erwartung liegt über der 30 Hektar großen flachhügeligen Waldung im Südosten der Barnim-Hochfläche zwischen Tiefensee und Leuenberg im Norden sowie den Gemeinden Gielsdorf und Prötzel in der Richtung des mittäglichen Sonnenstands. Die Erzähler von Balladen und Mären arbeiteten hart an den Mysterien, die diesem mit Schonungen, dichten Gehölzen und kleinen Seen ausgestatteten Waldland das Attribut des Legendären eintrugen. Alles was im deutschen Sagenwesen Rang und Namen hat – es ist im geistigen Überbau des Blumenthals vertreten. Die Weiße Frau, eine teils gut aussehende, sogar anmutige Spukgestalt aus adligen Schlössern? Der Blumenthal kennt sie natürlich. Der Reiter ohne Kopf? Ist auch vorhanden. Ein Förster, der vor vielen Jahren die alten Weiblein beim Sammeln von Ästen tyrannisiert haben soll, wurde mit ewiger Kopflosigkeit bestraft. Geldvermehrung nach dem Prinzip „Eselein strecke dich!“– hier zu finden. Ein Eichenstumpf wird erwähnt, auf dem ein anfangs rechtschaffener Schäfer jeden Morgen einen Groschen vorfand – bis er sich mit der jahrelangen Sonderzuwendung dicketat und in Kaufrausch geriet. Den gab es schon damals.
Blumenthalsee